10. Dezember – Wenn das Leben die Arbeit überholt

Julia Posse, Kurs 4
Dieses Jahr war ich viel auf Dienstreise, immer in Gedanken bei der Planung der nächsten Stunden, Tage und Wochen. Keine ruhige Minute, aber das habe ich genossen, habe mich „wichtig“ gefühlt, überall zugleich und nirgendwo lange genug, um richtig Verantwortung zu übernehmen.
Dann hatte mein Mann einen Unfall, nicht schlimm, aber er konnte erstmal einen Monat nur auf Krücken laufen und nichtmal ein Glas Wasser von einem Zimmer ins andere tragen. Plötzlich musste ich mehr Zeit zu Hause einplanen und habe gemerkt, wie schön es ist, mal ein paar ruhige Tage in meiner eigenen Wohnung zu verbringen.

Ich war zur Getriebenen geworden, ohne es selbst zu merken. Wo ich doch immer so auf Work-Life-Balance achte! Aber das heißt eben nicht, auch jede Minute Freizeit zu verplanen. Weniger Arbeiten ging plötzlich auch, und ist in meinem Team super akzeptiert worden. Ich habe gelernt, dass nicht jede Aufgabe am selben Tag noch erledigt werden muss und man manchmal einfach einen Gang zurückschalten sollte, um noch Spaß an der Arbeit zu haben.
Am Besten finde ich, das diese Einstellung mittlerweile fast überall geteilt wird und ich nicht mehr schief angeguckt werde, wenn ich regelmäßig Home Office Tage einlege, um mehr Zeit bei meinem Mann zu verbringen. Das ist die „Business Culture„, für die ich stehen möchte. In der es selbstverständlich ist, dass manchmal das Leben die Arbeit überholt.